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KINDERWUNSCH

Woran kann es liegen, wenn es mit der Schwangerschaft nicht klappt?

mit MAM Experte Dr. Alexandre Sasaoka


Eine geplante Schwangerschaft ist der grosse Traum vieler Frauen und Paare. Aber es ist nicht so einfach zu wissen, wann denn eigentlich der optimale Zeitpunkt ist, um eine Familie zu gründen. Die Entscheidung krempelt nicht nur das gesamte Leben der Eltern um, sondern bestimmt naturgemäss auch das des Kindes. Es gibt eine Menge, was man dabei bedenken muss. Wir haben mit Herrn Dr. Alexandre Sasaoka, dem medizinischen Leiter der Clínica Gesta in São Paulo, Brasilien, über Schwierigkeiten rund um das Thema einer geplanten Schwangerschaft gesprochen.

Der Wunsch, sich fortzupflanzen, ist ein Urinstinkt: Denn nur so können wir als Spezies überleben. Die Entscheidung für eine Schwangerschaft ist jedoch nicht so einfach wie wenn man sich in einem Café etwas zu trinken bestellt. Da gibt es vieles, was dazwischenkommen kann. Auf manche Dinge haben wir keinen Einfluss, etwa die Auswirkungen eines stressigen Alltags, das hektische Stadtleben oder eine hohe Luftverschmutzung. Andere Faktoren dahingegen hängen durchaus mit unseren eigenen Entscheidungen und unserem Verhalten zusammen, wie etwa die Ernährung, Rauchen, die Einnahme von Alkohol oder anderen Freizeitdrogen, Sport und das Alter, in dem wir uns für ein Kind entscheiden.


Demografie und Lebensweisen

In entwickelten Volkswirtschaften schieben Frauen die Familiengründung zugunsten ihrer Karriere oder anderer Entscheidungen in ihrem Leben immer mehr auf. In den USA sind heutzutage 20 % der Schwangeren zwischen 30 und 40 Jahre alt. Dieser Anteil hat im Laufe der Jahre zugenommen.

Dr. Sasaoka stellt fest: „Wenn man bedenkt, dass die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter abnimmt, also die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, mit jedem Jahr sinkt, so ist die Zahl der Frauen und Paare, die in diesem Alter versuchen, Kinder zu bekommen, doch ziemlich hoch.“

Ein weiterer Einflussfaktor ist ein allgemein schlechter Gesundheitszustand und eine schlechte körperliche Fitness. In den vergangenen 50 Jahren hat sich das Problem des Übergewichts enorm ausgebreitet; man geht aktuell davon aus, dass 1,5 Milliarden Erwachsene weltweit übergewichtig sind. 300 Millionen davon sind Frauen, bei denen von krankhafter Fettleibigkeit ausgegangen wird. Zugleich hat die Weltgesundheitsorganisation 2014 geschätzt, dass circa 20 % aller Frauen weltweit rauchen, und der Trend zeigt nach oben. Neben zahlreichen weiteren Nachteilen führt Rauchen auch zu hormonellen Veränderungen, die unmittelbar die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.


Zweifel und Fragen, wenn es nicht gleich klappt

Männer und Frauen reagieren ganz unterschiedlich auf die Vorstellung, Eltern zu werden und eine Schwangerschaft zu planen. So können bei ihnen jeweils auch völlig unterschiedliche Zweifel und Fragen aufkommen. Und die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, ist ja noch keine Garantie, dass es mit der Schwangerschaft auch tatsächlich klappt. Das ungeduldige Warten auf ein positives Ergebnis – oder gar die feste Überzeugung, dass es diesmal geklappt hat – kann die Beziehung zusätzlich unter Druck setzen.

Dr. Sasaoka hat hier eine interessante Erfahrung gemacht: „Wenn es mit dem Schwangerwerden nicht klappt, nehmen mit den Monaten Ängste und Unsicherheit zu und es kann zu Schuldzuweisungen kommen – auch wenn keiner der beiden daran schuld ist. Es macht sich ein Gefühl der Hilflosigkeit breit, wo man doch davon ausging, dass schwanger werden die einfachste und natürlichste Sache der Welt sei.“ Es gehen einem tausend Fragen durch den Kopf:

  • Bin ich unfruchtbar?“
  • „Kann ich nicht schwanger werden?“
  • „Werden wir jemals zusammen ein Kind zeugen können?“
  • „Habe ich zu lange Verhütungsmittel genommen?“
  • „Ist das vielleicht erblich bedingt?“


Es ist Paaren vielleicht eine Hilfe, wenn sie ein paar Fakten dazu kennen. So liegt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, pro Monatszyklus im Schnitt bei 38 %. Betrachtet man einen Zeitraum von 12 Zyklen, liegt sie bei 98 %. In anderen Worten: Versuchen Sie es einfach weiter.

Mann und Frau liegen gegenüber und lächeln sich an

Wann sollte man über Alternativen nachdenken?

Wenn es auch nach längerer Zeit nicht mit dem Schwangerwerden klappt, gibt es die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung. Vorher müssen Paare aber zunächst einmal schauen, ob sich die Erfolgschancen durch Änderung ihrer Gewohnheiten und ihres Lebensstils auf natürlichem Wege steigern lassen. Zu den zahlreichen direkten negativen Einflussfaktoren gehören das Alter, Rauchen, Übergewicht, endokrine Krankheiten, gynäkologische Krankheiten, psychologische Traumata und viele weitere.

Unfruchtbarkeit ist natürlich auch eine Möglichkeit. Unfruchtbarkeit ist ein medizinisch anerkannter Zustand, der sich wie folgt definiert: Wenn eine Frau 12 Monate lang häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte und nicht schwanger geworden ist – bzw. 6 Monate bei Frauen über 35 –, gilt sie als unfruchtbar. Sofern keine anderen Umstände vorliegen, die das Schwangerwerden erschweren könnten, ist es sinnvoll, mit medizinischen Untersuchungen feststellen zu lassen, ob man tatsächlich unfruchtbar ist.

Je nach Ursache für die Unfruchtbarkeit gibt es dann ganz verschiedene Methoden: angefangen bei einfachen Verfahren wie etwa terminiertem Geschlechtsverkehr, künstlicher Befruchtung und Stimulation der Eierstöcke bis hin zu komplexeren Eingriffen wie die In-vitro-Fertilisation und die Eizellenspende. Mit anderen Behandlungsmethoden kann man auf die Anatomie der Frau oder des Mannes einwirken, etwa durch Behebung von Krampfadern im Hoden, Aufhebung einer Tubenligatur und Dehnen des Zervixkanals .

Was ist, wenn ich mein eigenes Kind haben will, aber noch nicht jetzt?

Paare sollten zunächst einmal bei einem Gynäkologen allgemein ihre Voraussetzungen für eine Fortpflanzung feststellen lassen und sich über ihre Vorstellungen im Klaren sein, wie viele Kinder sie gern haben möchten. Dabei werden mögliche schwangerschaftsverhindernde Faktoren abgecheckt, Tipps gegeben oder es wird mit einer geeigneten Behandlung begonnen. Bei Männern spielt das Alter kaum eine Rolle hinsichtlich der Fruchtbarkeit, bei Frauen aber durchaus. Dr. Sasaoka erinnert uns daran, dass die menschliche Biologie eine Kraft ist, gegen die wir nichts ausrichten können: „Das Alter der Frau ist umgekehrt proportional zu der Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, und direkt proportional zum Risiko einer fetalen Fehlbildung. Je länger Sie warten, umso schlechter sind Ihre Erfolgschancen.“

Das American College of Obstetricians and Gynecologists hat herausgefunden, dass gesunde Paare zwischen 20 und 30 Jahren eine Chance von mindestens 25 % haben, in einem beliebigen Monatszyklus schwanger zu werden, bei Paaren um die 40 liegt die Wahrscheinlichkeit nur noch bei 10 %. Das kann man sich vielleicht als Faustregel merken. Was Paaren dabei hilft, schwanger zu werden, ist, wenn sie in der Phase des Eisprungs Sex haben, wobei sie immer einen Tag Pause dazwischen machen sollten, damit der Mann ausreichend gesunde Samenzellen produzieren kann. Die Wahrscheinlichkeit für eine gelingende Spontanschwangerschaft ist dann höher.

Wenn ein hormonelles Problem festgestellt wurde, gibt es hier sowohl für Männer als auch für Frauen eine Reihe von Tests und Behandlungsmöglichkeiten, beispielsweise der AMH-Test (Anti-Müller-Hormon), das Erstellen eines Spermiogramms oder die Hysterosalpingografie.

Dr. Sasaoka, Portraitbild

MAM Experte

Dr. Alexandre Sasaoka

Studienabschluss an der Medizinischen Universität Santo Amaro, medizinisches Praktikum Gynäkologie und Geburtshilfe im Santa Casa de São Paulo, Brasilien, weitere Spezialisierung im Bereich der Fetalmedizin im Santa Casa de São Paulo, Mitglied der International Society of Ultrasonography in Obstetrics and Gynecology, Masterstudium im Bereich Fetalmedizin an der Universidade Federal de São Paulo und Beschäftigung im Hospital Israelita Albert Einstein.

Photos: Unsplash 

Sources:

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WHO, 2014 = World Health Organization. Fact sheet: obesity and overweight. http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs311/en/ WHO Fact Sheet 311. 2014

Gnoth C, 2003 = Gnoth, C. (2013). Natural fertility of a couple and epidemiological aspects of subfertility. Federal Health Gazette - Health Research - Health Protection, 56 (12), 1633–1641. doi: 10.1007 / s00103-013-1852-9 

Fertil Steril, 2013 = Definitions of infertility and recurrent pregnancy loss: a committee opinion. (2013). Fertility and Sterility, 99(1), 63. doi:10.1016/j.fertnstert.2012.09.023 

ASRM, 2020 = American Society for Reproductive Medicine. Assisted Reproductive Technologies. https://www.asrm.org/topics/topics-index/assisted-reproductive-technologies/

Broekmans FJ, 2006 = Broekmans, F. J., Kwee, J., Hendriks, D. J., Mol, B. W., & Lambalk, C. B. (2006). A systematic review of tests predicting ovarian reserve and IVF outcome. Human Reproduction Update, 12(6), 685–718. doi:10.1093/humupd/dml034

ACOG, 2020 = The American College of Obstetricians and Gynecologists. Evaluating infertility. https://www.acog.org/patient-resources/faqs/gynecologic-problems/evaluating-infertility